GI_Salzburg 23: Digitalisierung im Mobilitätsbereich, Neues zu offenen Geodaten, spannende Student Papers und mehr

Die GI_Salzburg23 fand vom 4. bis zum 6. Juli 2023 am naturwissenschaftlichen Standort der Paris Lodron Universität Salzburg statt. Wie auch schon im letzten Jahr – und mit Sicherheit auch in den Jahren davor ohne meine Anwesenheit – boten Vorträge, Podien, Workshops und weitere Formate einen spannenden Einblick in das aktuelle Geschehen der GIS-Welt. Mein Schwerpunkt bei der Auswahl der Sessions lag auf nachhaltiger Mobilität und offenen Geodaten, aber auch einen Teil des Youth Forums interessierte mich im Hinblick auf die bevorstehende Masterarbeit im UNIGIS-Masterstudium.

Ein besonderer Höhepunkt war die Session zum DyMoN-Projekt (Dynamic Mobility Nudge) am Mittwoch, also dem zweiten Konferenztag. Zu diesem Projekt hatte ich mit elf weiteren internationalen Studierenden in den Tagen zuvor, wie berichtet, an einer Summer School mitgewirkt. Souverän nahm ein Teilnehmer aus unserem Kreis an der Podiumsdiskussion am Ende der Session Teil und repräsentierte unsere Gruppe und die Quintessenz unserer Arbeit in äußerst gelungener Form im Kreise von Expertinnen und Experten. Die Rückmeldungen zur Session waren durchweg positiv, denn schließlich ist die „weiche“ Verhaltensbeeinflussing hin zu nachhaltiger Mobilität ein aktuell höchst relevantes und spannendes Thema, gerade auch im Hinblick auf digitale Lösungen. Aus dem Kreise des UNIGIS-Teams hörte ich danach eine Stimme mit ungefähr diesem Wortlaut: „Wenn die Session in ihrem thematischen Spektrum und in ihrer Qualität die Summer School repräsentiert, muss es eine wirklich gute Summer School gewesen sein.“ Und ob! Danach folgte eine Session zu Mobilitätslaboren in Österreich, bei denen, gefördert furch die Österreichische Foschungsförderungsgesellschaft FFG, an unterschiedlichen Orten zukunftsweisende Mobilitätslösungen anhand von praktischen „Hands-on-Projekten“ ausprobiert werden.

Spannend – und aus meiner Perspektive auch etwas erschreckend – war am ersten Konferenztag vor Augen geführt zu bekommen, dass es auch eine ganz andere Seite von GIS-Thematiken im Mobilitätsbereich gibt. (Wusste ich eigentlich, verdränge ich nur gerne.) Eine Session mit dem Titel „Innovationsforum: Verkehr, Mobilität & Standortanalyse“, ist anscheinend der Ort, an dem sich die auf digitale Lösungen für den motorisierten Individualverkehr und Wirtschaftsverkehr fokussierten Optimierer in Sachen Verkehrsfluss und automobilie Erreichbarkeit tummeln. Für jemanden, der ansonsten im Bereich des Umweltverbunds zuhause ist, klingen die Lösungen, die dort vorgestellt wurden, teilweise sehr konträr zu dem, was im Hinblick auf eine nachhaltige Mobilitätswende diskutiert wird. Ich fühlte mich deutlich fehl am Platz und griff nach allen Strohhalmen, die darauf hindeuteten, dass die ein oder andere Person die vorgestellten Dinge doch vor dem Hintergrund des Klimawandels auch etwas in Frage stellt. Zum Glück folgte darauf in gemütlicher Atmosphäre und kleinerer Runde das Forum „Digitalisierung im Radverkehr – Wie Daten ihren Weg in Anwendungen finden“, auch wieder mit Bezug zum DyMoN-Projekt. Auch das am Mobility Lab des Z_GIS im Fachbereich Geoinformatik der Uni Salzburg entwickelte Tool NetAScore zur Bewertung von Walkability und Bikeability wurde vorgestellt.

Am letzten Konferenztag war die „Student Paper Session“ als Teil des Youth Forums sehr abwechslungsreich und bot Einblicke in die unterschiedlichen Wege, wie sich Studierende und junge Forschende ihren ersten fertigen Papers nähern. Im Fokus standen die Verräumlichung der 17 Sustainable Develompent Goals der Vereinten Nationen, Mikro-Mobilität in der tschechischen Stadt Brünn und deren GIS-basierte Visualisierung, individuelle Stress-Deketion u.a. von Radfahrenden anhand tragbarer Sensoren, eine Strategie zum Risikomanagement von Waldbränden im Norden Irans und die GIS-basierte Analyse der österreichischen COVID-19-Protestbewegung anhand von Twitter-Daten. Es war höchst lehrreich zu sehen, wie die Vortragenden jungen Menschen an die Thematiken herrangehen, wie unterschiedlich der Grad der Souveränität und die Professionalität der Vortragsform ist und wie unterschiedlich die Entwicklungsstände sind. Zu jedem der Vorträge entspann sich eine kurze Diskussion, die den Vortragenden hoffentlich Konstruktives mit auf den Weg gegeben hat.

Die letzte Session, an der ich teilnahm, war „Offene Geodaten – Integration & Anwendung“. Parallel lief eine weitere Session des Youth Forums, die mich auch interessiert hätte, aber häufig muss man bei der GI_Salzburg eben zwischen mehreren passenden Sessions wählen. In diesem Fall war ich erpicht darauf zu erfahren, wie offene Geodaten in Kontext aktueller Projekte verwendet werden. Wie auch an anderer Stelle bei der Konferenz gab es hier einen Vortrag zur Integration von – in diesem Fall offenen – Geodaten in Echtzeit-Entwicklungsumgebungen für 3D-Spiele, in diesem Fall bezogen auf Unity. ESRI hat mit dem ArcGIS Maps SDK for Unity im Jahr 2022 einen Werkzeugkasten auf den Markt gebracht, der auf eben diese Verknüpfung von 3D-Spielewelten mit Geodaten ausgerichtet ist. Fazit: Das 3D-Modell, das auf diese Weise von der Science City Itzling entstanden ist, ist beeindruckend. Nur wäre es schöner, wenn offene Geodaten auch so „geschmeidig“ in ebenfalls offene GIS-Software integriert werden könnten. Es folgten drei Vorträge von einem Team der Hochschule Mainz, die anhand der Bewertung von Wohnlagen, einer GIS-basierten Parkraumanalyse unter Verwendung von Daten des Projekts OpenStreetMap (OSM) und anhand eines Vergleichs der Standorte der Landespolizei in Deutschland auf Basis von OSM-Daten und eines behördlichen Datensatzes auf die Qualität offener Geodaten und die Wechselwirkungen zwischen OSM und behördlicher Datenerhebung einging. Fazit der Parkraumanylase war: Nur acht der unzähligen Straßensegmente im gewählten Teil der Mainzer Innenstadt wiesen alle nötigen Attribute für straßenbegleitendes Parken auf. Daher wurde der fehlende Teil händisch erhoben, aber leider nicht gleich in OSM eingetragen. Es wäre ja schön, wenn das noch folgen würde und sich zum gebräuchlichen Vorgehen entwickelt, wenn lückenhafte OSM-Daten für Projektzwecke ergänzt werden müssen. Die Community und alle, die in Zukunft mit einem noch besseren Datensatz aus Volunteered Geographical Information (VGI) arbeiten können, danken es euch!

Besonders für UNIGIS-Studierende, aber sicher auch für andere GIS-Interessierte, bot das UNIGIS-Forum wieder spannende Einblicke in aktuelle Abschlussarbeiten, diesmal im Gegensatz zum letzten Jahr überwiegend in englischer Sprache. Das UNIGIS get.together beim Mittagessen auf der Terrasse am Mittwoch war ebenfalls wieder eine – auch was Wetter und Ausblick auf die Festung angeht – schöne Gelegenheit, sich intensiv in lockerer Atmosphäre auszutauschen.

Es war, auch was den „Icebreaker“ am ersten und die „Expo Night“ am zweiten Abend angeht, eine runde Sache. Gerne hätte ich auch wieder bei den Poster Sessions zugehört, aber dieses Format wurde leider an einem ungünstigen Ort am Rand des Geschehens platziert und lag zeitgleich mit einem Ansturm auf das Buffet direkt daneben. Im Übrigen bin ich aber mit reichhaltigen neuen Eindrücken aus der GIS-Welt am Nachmittag mit dem Zug Richtung Hamburg abgereist, leider ohne noch an der abschließenden Keynote von Prof. Josef Strobl teilnehmen zu können. Der langjährige Leiter des interfakultären Fachbereichs Geoinformatik an der Universität Salzburg, dem unsere Disziplin viel Spannendes und Neues zu verdanken hat, verabschiedete sich damit offiziell in den Ruhestand.

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