Quo vadis? Neuorientierung nach dem Studienabschluss

Geschafft! Das UNIGIS-Masterstudium habe ich mit der Einreichung der Abschlussarbeit zum Thema „Crossing streets between intersections – Integration of non-dedicated mid-block crossings into a pedestrian network graph“ am 11. März 2024 abgeschlossen. Inzwischen ist auch die Bewertung da und das Ergebnis freut mich sehr. Gleich nachdem es mir vorlag habe ich die Masterarbeit hier bei Codeberg veröffentlicht.

Damit ging nun eine sehr herausfordernde Phase mit einem geballten Nebeneinander von Familie, Studium und Beruf zuende. Es war freilich eine selbst gewählte Herausforderung, denn als freiberuflicher Stadtplaner, Webentwickler und „Teil-Geoinformatiker“ habe ich dieses Studium völlig aus eigenem Antrieb und Interesse absolviert. Viele meiner beruflichen Projekte beinhalteten auch schon vor Beginn des Studiums WebGIS-Lösungen auf Basis von Leaflet oder Openlayers, die Arbeit mit Geodaten aus dem OpenStreetMap-Projekt oder aus den Portalen von Städten, Ländern und Gemeinden. Auch komplexe Projekte in QGIS bearbeitete ich bereits vor dem Studium. Trotzdem: Es fühlte sich sehr zielführend und vor allem auch interessant an, die Geoinformatik-Kompetenzen auf formelle Beine zu stellen und Einblicke in ganz aktuelle Themen des Fachgebiets zu erhalten. Meine erste Tendenz im Studium war es, auch in die proprietäre Software-Welt, zum Beispiel ArcGIS oder FME, vertieft einzusteigen. Nach ersten Schritten in diese Richtung, bei denen ich wohl gemerkt durchaus Sinnvolles mitnehmen konnte, fokussierte ich mich aber dann doch auf den Ausbau meiner Kenntnisse im weiten Feld der fachlich relevanten Geoinformatik-Software. Bezogen auf ArcGIS blieb mir bedingt durch den lange geplanten Umstieg auf Linux Mint, der nun während des Studiums erfolgte, auch kaum etwas anderes übrig.

Für mich war das Masterstudium in Salzburg auch die Möglichkeit, ein paar Dinge nachzuholen, die ich in mein Erststudium der Stadtplanung nicht integrieren konnte und wollte. Das Kennenlernen fundierten wissenschaftlichen Arbeitens im Rahmen einer technisch ausgerichteten Disziplin gehört dazu. Dieser Punkt wurde im damaligen Stadtplanungsstudium eher weich und locker behandelt. Außerdem entschied ich mich im Laufe des Geoinformatik-Studiums, die Abschlussarbeit auf Englisch zu verfassen – wegen der internationalen Relevanz meines Themas und dem Lerneffekt, den dies auch für weiteres wissenschaftliches Arbeiten mit sich bringt. Nicht zuletzt war es auch spannend, in einem deutschsprachigen Nachbarland zu studieren und zu merken, dass trotz Bologna einige gar nicht so kleine Unterschiede bestehen, wobei diese eventuell auch auf die besondere Form des berufsbegleitenden Fernstudiums im Vergleich zu einem Vollzeit-Studium in Präsenz zurückzuführen sind.

Wie dem auch sei – nun liegt das Studium plötzlich hinter mir. Und die Frage tut sich auf: Wohin soll der Weg mich nun führen? Sicher, zu einem gewissen Anteil nehme ich meine bisherigen Aufgaben gerne in die neue Phase meines beruflichen Schaffens mit. Aber ich möchte bewusste auch neue Felder erschließen. Das Thema Fußverkehr reizt mich da sehr und ich kann mir hier gut vertiefende GIS-basierte Analysen und digitale Zuarbeit für Planungsschritte im Bereich Fußverkehr, Radverkehr und Verknüpfung von ÖPNV und aktiver Mobilität vorstellen. Auch die tatsächlichen Planungsleistungen interessieren mich, aber dazu muss ich gerade vertieft zum Beispiel bestehende Fußverkehrskonzepte sichten. Zudem habe ich einige Ideen zur Fortsetzung der in der Masterarbeit begonnenen Forschung sowie zahlreiche Gedanken zu neuen vertiefenden Untersuchungen im Kopf.

Es ist noch zu früh, um hier schon konkrete Dinge zu benennen, denn das berufsbegleitende Masterstudium fordert gerade seinen Tribut. Neben business as usual ist nicht viel anderes möglich und in den nach dem Studium vermeintlich frei gewordenen Zeitfenstern gleicht der Körper gerade das über einen langen Zeitraum aufgestaute Schlafdefizit wieder aus.

Aber es ist nun erst einmal kräftiges Netzwerken angesagt. Beim FUSS e.V. in Hamburg werde ich wieder aktiv, bringe mich bei der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung (DASL) ein – und bin nicht zuletzt das erste Mal als autofrei lebender Mensch bei einer ADAC-Veranstaltung – und zwar beim Hamburger Termin der ADAC-Expertenreihe Fußverkehr.

Ich bin gespannt, was hier noch alles kommt. Gerade sitze ich im Zug zurück vom Tagungswochenende der DASL in Schwerin nach Hamburg. Dort wurde mir gerade noch einmal deutlich vor Augen geführt, dass es viele direkt oder indirekt stadtplanerische Themen gibt, in der genau die nun vertieft erworbenen GIS-Kompetenzen hoch im Kurs stehen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert