Appetit auf Mars kennen vielleicht einige, hatte ich früher auch häufig, bin aber schokoladenmäßig heute anders unterwegs. Aber Appetit auf Jupyter – und dann auch noch mit Ypsilon? Diese Frage hätte vor ein paar Wochen auch noch gestellt. Dann hatte ich meine erste Begegnung mit den wissenschaftlichen Datenauswertungstools des Jupyter-Projekts und war plötzlich im Rahmen einer QR-Code-Tracking-Auswertung für ein EU-Projekt in Hamburg nicht ganz unwesentlicher Mitarbeiter an einem Jupyter Notebook. Da ich wusste, dass es in unserem Fall um die Programmiersprache Python geht, fielen mir gleich die mittleren drei Buchstaben des Projektnamens ins Auge und somit auch der Ursprung des vermeintlichen Rechtschreibfehlers (der aber gerade die besondere Ästhetik des Projektnamens ausmacht, wie ich finde). Auch hinsichtlich des letzten Buchstabens fiel schnell der Groschen, als ich wusste, dass es um Datenauswertung geht – schließlich werde ich innerhalb meines UNIGIS-Masterstudiums in Salzburg demnächst auch (hoffentlich tief) in die Programmiersprache R eintauchen. Aber was hat es mit dem „Ju“ auf sich? Java oder JavaScript? Da bleibt das „u“ auf der Strecke, aber ist es wie das „e“ ein Lückenfüller? Nein, dahinter steckt eine weitere Programmiersprache namens Julia mit dem Fokus auf wissenschaftliches Rechnen.
Es ist doch spannend, dass man neuen Dingen oft mehr oder weniger zufällig fast gleichzeitig an mehreren Orten begegnet. Stellt euch vor, ihr freut euch riesig auf das Sommer-Fußball-Camp, für das ihr euch angemeldet habt. Spontan werdet ihr am Wochenende auf dem Sportplatz um die Ecke eingeladen, bei einem Spiel mitzuspielen und lernt eine moderne Spieltaktik kennen, bei der ihr gleich denkt: „Das ist es, so muss man Fußball spielen“! Und gleichzeitig habt ihr erfahren, dass bei eurem Fußballcamp auch diese Spieltaktik im Mittelpunkt stehen wird. Ich bin kein Fußballer, nicht einmal hobbymäßig, kicke nur ab und zu mit den Kindern auf dem Spielplatz oder auf der Wiese ein wenig. Aber dieses Bild bot sich aus meiner Sicht an, um meine Gefühle bezüglich meiner Jupyter-Entdeckung auszudrücken. Geoinformatik ist dabei mein Fußballspielen, die moderne Spieltaktik Jupyter – kombiniert mit vielfältigen Werkzeugen aus der Open-Source-Familie wie zum Beispiel QGIS.
Wobei, das Jupyter-Projekt gibt es ja nun auch schon seit 2014 und im Studium wird sich sicherlich zeigen, ob es weiterhin der neueste Schrei ist. Gestern (am 12. Mai 2022) beim Webinar zur Vorstellung der optionalen Module des UNIGIS-Studiums sagte eine Vortragende hinsichtlich eines etwa genauso alten wissenschaftlichen Artikels er sei „gut gealtert“. Dem Jupyter-Projekt kann man wünschen, dass es auch fit bleibt, wenn es weiter in die Jahre kommt. Softwareprojekte mit einer breiten Community altern ja tendenziell auch besser als wissenschaftliche Artikel. De facto ist das Projekt zudem ja noch jung im Vergleich zu anderen Projekten, die in der Geoinformatik Anwendung finden. ArcGIS gibt es beispielsweise seit 1999, QGIS seit 2002 und OpenStreetMap seit 2004. Beim gestrigen Webinar wurde die Entwicklung dargestellt, dass die eigentliche Programmierung in der Geoinformatik wieder mehr in den Fokus gerückt ist und ihre Bedeutung in der GIS-Welt wegen der stetig wachsenden Datenflut, mit der umgegangen werden muss, auch nicht so schnell wieder abebben wird. Die Vorherrschaft der GUIs, die sich in den 1980er und 1990er Jahren auch in den GIS-Studiengängen abbildete, ist damit wohl passé und das grafische Arbeiten begegnet dem codebasierten Arbeiten mit der verwendeten Software nun eher auf Augenhöhe. Das spricht für eine gute Zukunft von Jupyter und vegleichbaren Projekten.
Übrigens: Es gab noch eine weitere Begegnung mit Python, zufällig genau jetzt, wo mein Python-Einstieg im Studium kurz bevorsteht. Ein Kopf hinter einer Mobilitätsinitiative, mit der ich zusammenarbeite, möchte die von mir in WordPress entwickelte Website auf Django umstellen, also in einem python-basierten Webentwicklungs-Framework „relaunchen“. Da durfte ich auch gleich mal hinter die Kulissen schauen und bin sehr angetan. Seit 2008 arbeite ich mit PHP, das sind aktuell schon fast anderthalb Jahrzehnte. Fast zeitgleich hatte ich mein WordPress-Debut. PHP und WordPress sind halt für mich ein gutes berufliches „Schwarzbrot“. Aber für die wirklichen Leckerbissen ist es vielleicht an der Zeit, sich mal von dieser Massenware zu emanzipieren. Ich bin gespannt, was sich da für Möglichkeiten bieten werden und wie es mir gelingen wird, eine möglichst große Symbiose zwischen meinen Webentwicklungs-Kenntnissen und meiner nun ja stark wachsenden GIS-Expertise herzustellen.
Wegen der Gedanken zu diesem Blogartikel habe ich nun Diana Krall im Ohr, wie sie in „Fly Me to the Moon“ singt: „[…] let me see what spring is like on Jupiter and Mars.“ Das auch von Frank Sinatra und vielen anderen interpretierte Lied hat ja den schönen Original- bzw. Alternativtitel „In Other Words“. Also, mit anderen (oder kürzeren) Worten: Mein Geoinformatik-Studium macht Spaß.