Ein Jahr UNIGIS-Masterstudium: Ein Zwischenfazit

Der Studienbeginn des 2022er-Jahrgangs UNIGIS MSc in Salzburg jährte sich am 24. Februar 2023 zum ersten Mal. Unser Jahrgang des berufsbegleitenden Geoinformatik-Fernstudiums startete somit an einem denkwürdigen Datum, das für eine äußerst negative weltpolitische Überschattung der Studienzeit sorgt.

Immerhin: Die Zwischenbilanz des Studiums fällt im Gegensatz zur weltpolitischen Lage des vergangenen Jahres sehr positiv aus und ein paar Minuspunkte, die zu vergeben sind, sind dann doch eher „Klagen auf hohem Niveau“.

Was ist nun geschafft? Ein Jahr UNIGIS-Studium, also die Hälfte der Regelstudienzeit, ist vergangen. Zwei Drittel der Zeit, die für das Absolvieren der neun Pflichtmodule und der Wahlmodule vorgesehen ist bevor die Arbeit an der Masterarbeit startet, liegen hinter uns. Das Studium erlaubt durch die mögliche Verlängerung auf drei Jahre ohne Zusatzkosten eine gewisse Flexibilität gegenüber der straffen zweijährigen Regelstudienzeit. Diese Flexibilität passt allerdings nicht in meinen Zeitplan. Daher ist Ende Februar 2024 auch das Enddatum des Studiums, auf das ich hinarbeite.

Sehr hilfsbereites Lehrgangsbüro und Lehrendenteam

Zugegeben: Ich gehöre zu denen, die in den Foren und per E-Mail tendenziell eher mit vielen Fragen löchern. Einen Vergleich habe ich nicht, zumindest nicht bezüglich des E-Mail-Verkehrs, aber ich schätze, dass ich eher im oberen Bereich liege bei der Menge an E-Mail-Anfragen. Sowohl das Kernteam der Lehrenden, als auch das Lehrgangsbüro lieferten selbst dann schnell Antworten, wenn es Fragen waren, die sehr spezifische und individuelle Belange abseits des Kerncurriculums betrafen. In der Hinsicht fühlt man sich sehr gut aufgehoben. Vielen Dank!

Zu große ArcGIS-Fokussierung in den ersten Modulen

Als Inhaber eines kleinen Büros für digitale Lösungen in der Stadt-, Verkehrs- und Landschaftsplanung werde ich mir nach jetzigem Stand keine ArcGIS-Infrastruktur leisten können. Am Anfang des Studiums überlegte ich noch, parallel die ArcGIS- und QGIS-Schienen zu fahren. Aber schnell stellte sich heraus, dass sich eine Fokussierung auf Open-Source-Lösungen für mich am ehesten anbietet. Ich würde für eine Weiterentwicklung des UNIGIS-Studiums empfehlen, dass auch für die ersten drei Module die Aufgabenbearbeitung und die Software-Vorstellung gleichgewichtig für beide „Welten“ ermöglicht beziehungsweise geliefert werden. Seit dem Ende von Modul 3 habe ich ArcGIS übrigens nicht mehr gebraucht und bin zu dem Zeitpunkt auch komplett auf Linux Mint umgestiegen, so dass ich nun Module vermeide, bei denen ich wieder ArcGIS Pro nutzen müsste.

Warum noch keine optionalen Module bei Studienbeginn?

Mein großer Wunsch ist es, das berufsbegleitende UNIGS-Masterstudium in der Regelstudienzeit von zwei Jahren über die Bühne zu bringen, denn nach der jetzigen Planung brauche ich ab Frühjahr 2024 die bis dahin fürs Studium verplante Zeit für andere anstehende Dinge. Das bedeutet, dass nach einem Jahr 60 der 120 benötigten ECTS-Punkte auf der Haben-Seite verbucht sein sollten. Trotz teilweise sehr gebündelt absolvierter optionaler Module parallel zu den jeweiligen Pflichtmodulen liege ich – bei entsprechender anteiliger Einbeziehung laufender Module – mit 53 Punkten etwas darunter.

Für mich ist nicht nachvollziehbar, warum eine Absolvierung optionaler Module erst ab dem Zeitpunkt des dritten Pflichtmoduls vorgesehen ist. Ich hatte am Anfang viel Leerlauf, da ich auch für die erste Studienzeit schon mehr wöchentliche Arbeitszeit eingeplant hatte, als ich letztendlich benötigte. Also steckte ich viel Zeit in einige Extras, die aus jetziger Sicht nur zu geringen Teilen sinnvoll waren und eine sehr frühzeitige Ideensammlung für die Masterarbeit. Ohne die Informationen aus dem Modul Wissenschaftliches Arbeiten, das erst nach neun Monaten startete, war einiges davon verschwendete oder falsch kanalisierte Energie.

Es gibt durchaus Module, die man – je nach Kenntnisstand im GIS-Bereich aus vorherigen Studien oder beruflicher Praxis – aus meiner Sicht auch schon gleich zu Beginn belegen könnte und die den sonst sehr stressigen zweiten Teil der Modul-Zeit des Studiums etwas entzerren könnten.

Großes Plus: Klausurfreies Studium!

Vor ein paar Jahren bin ich noch fest davon ausgegangen, dass ich nie wieder studieren möchte. Der Hauptgrund war, dass ich Klausuren als Prüfungsform nicht sinnvoll finde. Das ist auch wieder Klagen auf hohem Niveau, da ich im Erststudium durch fast alle Klausuren gut bis sehr gut durchgekommen bin. Aber damals ärgerten mich etwas schlechtere Noten besonders dann, wenn sie durch Unklarheiten der anzueignenden Inhalte zustande gekommen waren.

Das UNIGIS-Studium kommt ganz ohne Klausuren oder mündliche Prüfungen von jeweils ein paar Stunden aus und vermeidet so diese Form von Prüfungsstress. Die gewöhnlichen Module haben alle eine Länge von zwei bis drei Monaten und dies entspricht der maximalen Bearbeitungsdauer der modulbegleitenden „Hausarbeit“ mit mehreren Aufgaben. Man kann sich also seine Lern- und Bearbeitungszeit der Aufgaben weitgehend frei einteilen. Die Schattenseite ist, dass man bei perfektionistischer Veranlagung eventuell sehr viel zusätzliche Zeit aufwendet und einige Extraschleifen dreht.

Teilweise veraltete Modulinhalte

Es ist klar, dass die laufende Aktualisierung der Module auf den jeweils aktuellen Stand des Wissens und der Technik sehr viel Arbeit erfordert. Für jeden Jahrgang eine „Generalüberholung“ der Inhalte vorzusehen ist wohl nicht leistbar. Bei einigen Punkten fühlte es sich aber dann wie großes Pech an, wenn man erfuhr, dass man als letzter Durchgang mit dieser älteren Version arbeiten muss. Modul 5 zum Thema Geo-Datenbank-Management hätte ich mir definitiv auf Basis von PostGIS gewünscht anstatt mit Oracle-Tools und SpatiaLite zu arbeiten. Modul für zum Thema Projektmanagement war für mich zwar mit einer sehr hohen Lernkurve verbunden und ist im Nachhinein betrachtet trotz viel Aufwand ein sinnvolles Modul gewesen. Trotzdem hätte die zukünftige Systematik, stattdessen „Basics of Application Development“ in erweiterter Form zu einem Pflichtmodul zu machen, vielleicht besser gepasst.

Ansonsten waren die Modulinhalte größtenteils gut bis sehr gut verständlich aufbereitet und nur vereinzelt gab es Häufungen von Unklarheiten oder kleineren, selten größeren Fehlern. In manchen Teilen wäre aus meiner Sicht ein weiterer Korrekturdurchgang unbedingt geboten gewesen, bevor das Modul auf die Fernstudierenden „losgelassen“ wird. Ein Detail: Die häufig vernachlässigte Verpflichtung zur Durchkopplung in der deutschen Rechtschreibung hat den Lesefluss doch hier und da gestört. Das Fazit fällt hier jedoch insgesamt gut aus.

Austausch unter Studierenden hinter den eigenen Erwartungen

Die Studienforen hatte ich mir zu Studienbeginn als wichtige Austauschplattform vorgestellt. Ich bin nicht Mitglied der Signal-Gruppe und vielleicht bestehender WhatsApp-Gruppen, die einige Kommilitoninnen und Kommilitonen gründeten, geworden. Das liegt an meiner Abneigung gegenüber derartigen Messenger-Diensten und der Tatsache, dass das Online-Lernmanagementsystem Moodle aus meiner Sicht der viel besser geeignete Kanal ist. Vielleicht bin ich auch ansonsten als E-Mail-Fan etwas „oldschool“ und überhaupt „selber Schuld“, wenn ich manche State-of-the-Art-Kanäle ablehne. Aber warum man zum Beispiel nicht einmal die Möglichkeit hat, im Moodle die Profilangaben der anderen Studieren zu sehen, ist mir trotz der versuchten Erläuterungen des UNIGIS-Teams ein Rätsel.

Sicher, ein Fernstudium bietet weniger Raum für persönlichen Austausch mit physischer Nähe. Und bei der Vielzahl an digitalen Austauschformen, die heutzutage möglich sind, kann oder sollte man niemanden zu bestimmten Kommuninaktionswegen zwingen. Aber die geringe Nutzung der von UNIGIS-Seite angebotenen Wege hat mich doch sehr überrascht.

Positiv ist der Club UNIGIS zu nennen, in dessen E-Mail-Verteiler man gleich aufgenommen wird. Darüber liefen schon äußerst spannende Diskussionen und man erhält Hilfe aus der UNIGIS-Community zu spezifischen GIS-Fragen.

Zwischenfazit

Kritikpunkte findet man immer. Das Zwischenfazit fällt trotzdem sehr positiv aus. Das UNIGIS-Team trägt sehr stark dazu bei. Und trotz der Kritik in Bezug auf den laufenden Austausch ist bei den Studientagen ein schönes Miteinander zu spüren. Nicht zuletzt ist es einfach schön, zu über 90% das Gefühl zu haben, mit der Entscheidung zum UNIGIS-Studium richtig gelegen zu haben und etwas Sinnvolles zu tun.

Eine Anekdote zum Schluss

Alles war gepackt, das Faltrad stand in der Wohnung bereit zum Losradeln Richtung ICE am Bahnhof Hamburg Dammtor und ich schaute nur noch ein letztes Mal auf die UNIGIS-Website mit den Infos zum Studiengang und zum Datum der ersten Studientage. 23. und 24. Februar stand als Datum für die ersten Studientage da. Ich glaubte meinen Augen nicht. Hatte ich mich um einen Tag vertan? Dann würde ich ja den ersten Tag fast komplett verpassen, es war ja schon der 23. morgens. Durchgeatmet, einen neuen Blick auf die Seiten geworfen und gesehen, dass vor unseren ersten Studientagen die Informationen schon auf den Studienbeginn im Februar 2023 aktualisiert worden waren. Natürlich waren unsere ersten Studientage der 24. und 25. Februar 2022, ich konnte komplett dabei sein und beschwingt am Sonnabend wieder in Hamburg ankommen. Dieses Jahr hätte mir das nicht passieren können, denn noch sind die Informationen nicht auf den 2024er-Jahrgang aktualisiert. In dem Sinne allen Kommilitoninnen und Kommilitonen – und auch dem frischen 2023er-Jahrgang – (weiterhin) alles Gute fürs Studium!

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